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Ziegel, Dachrinne & Anschlüsse: Dachinspektion selbst durchführen

Inhaltsverzeichnis

Ein undichtes Dach kostet schnell 3.000 bis 8.000 Euro – je nachdem, wie lange das Problem unentdeckt bleibt und ob nur ein paar Ziegel zu tauschen sind oder schon die Holzkonstruktion fault. Die meisten dieser Schäden ließen sich vermeiden, wenn zweimal im Jahr jemand mit kritischem Blick nach oben schauen würde. Konkret: einmal im April nach dem Winter, einmal im Oktober vor der nassen Jahreszeit.

Quelle: Foto von jhenning

Was folgt, ist keine theoretische Abhandlung, sondern eine Anleitung mit konkreten Maßen, Kosten und Werkzeugen – damit am Ende auch wirklich etwas Praktisches dabei herauskommt.

Die Ausrüstung: Was tatsächlich gebraucht wird

Bevor es losgeht, sollte die Ausrüstung komplett sein. Ein vernünftiges Fernglas ist das wichtigste Werkzeug – mindestens 8×32, besser 10×42. Die kosten ab 40 Euro im Outdoorladen, und hier sollte nicht zu den Spielzeugvarianten aus dem Discounter gegriffen werden. Der Qualitätsunterschied zeigt sich spätestens beim Versuch, einen Haarriss in fünf Metern Höhe zu erkennen.

Die Anlegeleiter muss mindestens einen Meter über die Traufkante hinausragen. Für ein normales Einfamilienhaus bedeutet das meist eine Länge von 7 bis 8 Metern. Dazu kommt ein Dachrinnenreiniger mit Teleskopstange – wichtig ist der gebogene Kopf, und die Stange sollte sich bis etwa 4 Meter ausziehen lassen. Solche Geräte kosten zwischen 25 und 35 Euro. Arbeitshandschuhe sind Pflicht, aber keine Gartenhandschuhe, sondern ordentliche Montagehandschuhe. Zinkblech hat scharfkantige Ränder, da reicht Stoff nicht aus.

Ein Smartphone mit Kamera gehört ebenso dazu wie Maßband und Notizblock zur Dokumentation. Wer plant, auch den Dachboden zu inspizieren, nimmt eine LED-Taschenlampe mit mindestens 200 Lumen mit – Handylicht reicht in dunklen Ecken nicht aus. Und dann wäre da noch die wichtigste Komponente: die zweite Person zur Leitersicherung. Das ist keine Option, sondern Pflicht. Punkt.

Schritt 1: Die Ferninspektion – systematisch von unten

Die Inspektion beginnt nicht auf der Leiter, sondern auf dem Rasen. Das Fernglas wird einmal im Uhrzeigersinn ums Haus getragen, jede Dachfläche wird in Bahnen abgegangen – von unten nach oben, Bahn für Bahn. Dabei ist Systematik wichtiger als Schnelligkeit. Wonach genau wird gesucht?

Bei den Ziegeln fallen zuerst die offensichtlichen Dinge ins Auge: fehlende Stücke sieht man auch ohne Fernglas. Verschobene Ziegel erkennt man daran, dass die Überlappung nicht mehr stimmt und die Reihe unregelmäßig aussieht. Risse ab etwa 2 bis 3 Zentimetern Länge werden kritisch – bei Biberschwanzziegeln übrigens früher als bei robusten Betondachsteinen. 

Bei den Dachrinnen lässt sich schon vom Boden aus einiges erkennen. Durchhängende Abschnitte fallen auf, weil die Rinne nicht mehr gerade verläuft. Manchmal wächst tatsächlich Vegetation in der Rinne – Gras, kleine Sträucher, und ja, das kommt häufiger vor, als man denkt. Rostflecken bei Metallrinnen sind ein Warnzeichen, ebenso wie Verfärbungen an der Hauswand direkt unterhalb der Rinne. Diese Wasserläufer zeigen, dass das Wasser nicht in der Rinne bleibt, sondern außen herunterläuft.

Wer jetzt schon offensichtliche Probleme sieht – verschobene Ziegel, durchhängende Rinnen, Moosbewuchs wie ein kleiner Vorgarten – kann sich ernsthaft überlegen, ob nicht direkt ein Fachmann gerufen werden sollte. Eine Standardinspektion kostet etwa 150 bis 250 Euro, je nach Region. Betriebe wie etwa ein Dachdecker vor Ort in Dettenhausen oder der jeweiligen Gegend bieten solche Checks an, und bei größeren Problemen spart man sich hinterher den doppelten Aufwand.

Schritt 2: Dachrinne reinigen – die unterschätzte Zeitbombe

Verstopfte Dachrinnen sind der Klassiker unter den Dachproblemen. Laub, Moos, Tannenzapfen, manchmal auch komplette Vogelnester sammeln sich im Laufe der Monate an. Das Problem: Wenn das Wasser nicht mehr abfließen kann, sucht es sich seinen Weg an der Fassade entlang nach unten. Die Feuchtigkeit zieht ins Mauerwerk, im Winter gefriert sie, Risse entstehen. Reparaturkosten für solche Fassadenschäden liegen schnell bei 2.000 bis 5.000 Euro.

Der praktische Ablauf beginnt mit einem Funktionstest. Ein 10-Liter-Eimer Wasser wird zügig in die Dachrinne geschüttet, etwa 2 bis 3 Meter vom Fallrohr entfernt. Das Wasser sollte innerhalb von 20 bis 30 Sekunden komplett abgelaufen sein. Dauert es deutlich länger oder läuft die Rinne über, liegt eine Verstopfung vor – entweder in der Rinne selbst oder im Fallrohr.

Die eigentliche Reinigung erfolgt von der Leiter aus. Die wird im Winkel von etwa 70 bis 75 Grad angelegt, nicht steiler. Mit dem Teleskop-Dachrinnenreiniger wird zuerst der grobe Schmutz rausgekratzt. Dann kommt eine kleine Schaufel oder Kelle zum Einsatz, um den Matsch herauszuholen – der ist oft schon so verdichtet, dass er aussieht wie Blumenerde. Wichtig: Der Dreck gehört in einen Eimer, nicht einfach nach unten geworfen. Das gibt sonst Flecken auf Pflaster und Fassade, die nicht mehr rausgehen.

Schritt 3: Ziegel-Detailkontrolle – wo Probleme wirklich lauern

Jetzt wird es spezifischer. Vom Boden aus lassen sich grobe Mängel erkennen, aber die kritischen Details sieht man erst aus der Nähe. Hier die klare Grenze: Bei Dachneigungen über 20 Grad – das ist schon relativ flach – und ohne Absturzsicherung sollte niemand aufs Dach steigen. Punkt.

Was sich von der Leiter aus noch checken lässt, ist die erste Ziegelreihe an der Traufe. Sind alle Ziegel richtig eingehängt? Ein verschobener Ziegel an dieser Stelle ist praktisch ein offenes Tor für Regenwasser. Der Ortgang, also der seitliche Dachrand, sollte ebenfalls kontrolliert werden.

Schritt 4: Anschlüsse prüfen – die neuralgischen Punkte

Anschlüsse sind die Stellen, wo verschiedene Bauteile aufeinandertreffen: Kamine, Dachfenster, Lüftungsrohre, Gauben. Statistisch passieren hier etwa 70 Prozent aller Undichtigkeiten, deshalb verdienen diese Bereiche besondere Aufmerksamkeit.

Beim Kaminanschluss sollte die Blech- oder Aluminium-Einfassung fest anliegen ohne abstehende Kanten. Der Fugenmörtel zwischen Kamin und Blech lässt sich mit dem Daumennagel testen: Einfach mal drücken. Bröckelt er weg, ist er porös geworden. Eine Reparatur kostet dann etwa 200 bis 400 Euro. Grünspan oder Rostansatz an den Metallteilen zeigt, dass Wasser nicht richtig abläuft und stellenweise stehenbleibt.

Bei Dachfenstern ist der Eindeckrahmen wichtig – der sollte umlaufend dicht sein. Die Gummidichtungen kann man mit dem Papiertest prüfen: Ein A4-Blatt zwischen Rahmen und Fenster klemmen, Fenster schließen, dann am Blatt ziehen. Es sollte merklichen Widerstand geben. Die typische Lebensdauer solcher Dichtungen liegt bei 10 bis 15 Jahren, danach werden sie porös.

Schritt 5: Der Dachboden verrät mehr als das Dach selbst

Der Tageslicht-Test ist simpel und effektiv. An einem sonnigen Tag geht man auf den Dachboden und schaltet alle künstlichen Lichtquellen aus. Wo Tageslicht durchscheint, kommt garantiert auch Wasser durch. Einfacher lässt sich kaum eine Schwachstelle identifizieren.

Die Dachsparren sollten trocken sein. Dunkle Verfärbungen deuten auf Feuchtigkeit hin. Ein einfacher Test: Mit der Hand über die Balken fahren. Sie sollten sich trocken anfühlen, nicht klamm oder kühl-feucht. Der Geruch ist ein weiterer Indikator. Riecht es modrig oder nach Keller, liegt Feuchtigkeit in der Luft. Die Unterspannbahn – falls sichtbar – sollte keine Löcher oder Risse aufweisen. Bei der Dämmung, insbesondere Mineralwolle, fällt Durchfeuchtung dadurch auf, dass das Material verklumpt aussieht statt locker und luftig.

Was moderne Dächer besonders macht

Während klassische Satteldächer mit Ziegeln seit Generationen nach dem gleichen Prinzip funktionieren, bringen zeitgenössische Baukonzepte neue Wartungsaspekte mit sich. Moderne Haustypen setzen vermehrt auf Flachdächer, hinterlüftete Fassaden oder Gründächer – und jede dieser Varianten hat ihre eigenen Schwachstellen.

Bei Flachdächern ist Pfützenbildung ein Warnsignal. Steht 48 Stunden nach einem Regenschauer noch Wasser auf dem Dach, liegt ein Entwässerungsproblem vor. Die Bitumenbahnen sollten auf Blasenbildung geprüft werden, die sich von unten als Beulen zeigen. Die Dachabläufe müssen frei sein – Blätter entfernen und mit Wasser testen, ob alles abfließt.

Dokumentation: Der unterschätzte Erfolgsfaktor

Hier kommt ein praktischer Tipp, der sich über die Jahre auszahlt: Zweimal im Jahr werden dieselben Fotos gemacht, immer von denselben Standpunkten aus, mit Datum. So lassen sich Veränderungen objektiv erkennen und nicht nur aus dem Gedächtnis beurteilen.

Die konkrete Methode sieht so aus: Vier feste Foto-Standpunkte rund ums Haus festlegen – Nordseite, Ostseite und so weiter. Von jedem Punkt werden jeweils 3 bis 4 Fotos pro Dachfläche gemacht, am besten mit dem Fernglas-Zoom des Smartphones. Die Bilder werden in Ordnern gespeichert, etwa „Dach_2025-04“ und „Dach_2025-10“. Dazu führt man eine einfache Excel-Tabelle mit Datum, Wetterbedingungen, Auffälligkeiten und durchgeführten Maßnahmen.

Das klingt auf den ersten Blick pedantisch, zahlt sich aber aus. Wenn nach drei Jahren eine Versicherung wissen will, wann ein Schaden entstanden ist, oder wenn beim Hausbau oder bei Renovierungen dokumentiert werden soll, welche Arbeiten wann durchgeführt wurden, ist man froh über die Aufzeichnungen.

Fazit: Zwei Halbtage, die sich rechnen

Eine gründliche Dachinspektion zweimal im Jahr braucht jeweils etwa 3 bis 4 Stunden. Das klingt nach viel Zeit, relativiert sich aber schnell, wenn man bedenkt, dass eine übersehene undichte Stelle binnen zwei Jahren einen Schaden von mehreren Tausend Euro verursachen kann.

Die Kunst liegt darin, systematisch vorzugehen, die eigenen Grenzen zu kennen und im Zweifelsfall Fachleute hinzuzuziehen. Ein Dach verzeiht viel, aber nicht alles – und schon gar nicht dauerhaft. Wer zweimal im Jahr ein paar Stunden investiert, erspart sich mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich teurere und aufwendigere Reparaturen. Und seien wir ehrlich: Es gibt Schlimmeres, als an einem sonnigen Frühlingstag mit Fernglas im Garten zu stehen und sein Haus genau zu betrachten.

Hi ich bin Tomke Schwede, eigentlich bin ich Online-Marketer mit Leib und Seele. Mit meinem eigenen Hausbau aber, habe ich mich dazu entschlossen diesen Blog hier aufzubauen. In dieser Zeit habe ich es gelernt, Bauherr zu sein zu lieben. Nun kann ich meine beiden Leidenschaften verbinden und unterstütze Bauherren und werdende Bauherren dabei erfolgreich zum eigenen Haus zu kommen. Ich teile dabei mein Wissen, welches ich mir durch echte eigene Erfahrungen und sehr viel Recherche aufgebaut habe.

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